Sucht oder die Suche
Vanessa, bitte erzähl, wie war das für dich, wie siehst du das?
Oh, für ein Ich kann das sehr schmerzhaft sein, obwohl ein Ich nur ein Ichgedanke ist. Doch es ist das Ich, was glaubt separat ein Jemand zu sein, getrennt vom Ganzen, von der Einheit, von Gott. – Und diese Lüge der gewalttätigen, wenn auch scheinbaren, Trennung wird jedem schon sehr früh zugefügt – in dem es heißt: Du bist nicht ich! – Du bist Achim (oder Marlis), ich bin deine Mama; ich bin dein Papa… – So entstand die feste Überzeugung: Ich bin ein Jemand – und mir geschieht das alles, denn es fühlt sich ja auch so an. – Und dieser Glaube, dieser Urschmerz, der scheinbaren Trennung, lässt nicht ruhen nach Einheit zu suchen. Es ist also das Ich, vor allem das verzweifelte und zwanghaft suchende Ich, dass allen Süchten zugrunde liegt.
Nun? Die Suche, und somit die Sucht, erscheint wie in einem Theaterstück, in dem göttlichen Lebensspiel, mit lauter Vorstellungen. Mit viel Aufwand und Selbsttäuschung für nichts! Denn die Suche leugnet, dass alles, was gesucht wird, bereits IST. – Das Ich kann das nicht sehen, weil der Ichgedanke selbst der Schleier ist, der in der Einheit erscheint. …Und wie das Leben damit spielt! WOW! Wie unendlich viele Missverständnisse dabei eine Rolle spielen, und dennoch alles zum göttlichen Lebensspiel dazu gehört, das ist nicht zufassen, vom Verstand her nicht zu verstehen. Hm, und genau so können ja auch nur die Vorstellungen ablaufen, mit so vielen einzigartigen Rollen, die da gespielt werden. Zum Beispiel die Rolle: Vanessa; mit der sie sich immer wieder unbewusst identifizierte, weil es das Leben so vorgab. In „Allem“ Geschehen, in dem besessen etwas erreicht werden will, in dem ein zwanghaftes Ich erscheint, ist die Suche voller Verzweiflung nach Einheit, nach Gott, nach Freiheit, nach Frieden, nach einfach nur Sein…. Daran, an dem Suchen ist nichts verkehrt, denn es ist Sein, das Ich-Sein spielt. Und es ist nun mal so, ein Ich gibt stets vor, dass da etwas fehlt. Doch was – Ist da – ohne ein Ich, ohne Geschichte? Nichts! – und Alles zugleich – unmittelbar – das leise Prickeln, Pulsieren des Körpers, das Berühren der Tastatur, das Spüren der Fingerspitzen, das Wahrnehmen des Sitzens, und der Füße am Boden, das Spüren der Wärme vom Licht der Tischlampe, und jetzt ist recht leise ein Auto zu hören, das Bellen eines Hundes, der Atem…. und es ist erstaunlich, denn in der puren Lebendigkeit des Lebens erscheint Alles bedingungslos. Nur ein Ich stellt Bedingungen und will, will immer etwas anderes, als das, was gerade erscheint, was gerade da ist. In der Kapitulation, wenn da ein Anhalten ist: von irgendwo hin, mehr oder Anderes haben zu wollen – geschieht in der Bereitschaft ein Daseinlassen von ganz allein. Denn Alles was gegenwärtig erscheint, möchte einfach nur da sein. So besehen lebt das Leben mit allen Sinnen durch den Körper – einzigartig – und der Witz, das Leben in den Griff zu bekommen, ist hinfällig. Doch es lädt ein diese Einzigartigkeit zu feiern. –