Das Missverständnis von Liebe
„Vanessa, was ist Liebe? Denn da scheinen so viele Ungereimtheiten…“
In dieser Frage steckt eine tiefe Sehnsucht, ein tiefes Verlangen nach
Einheit, wo das „Ich,“ und das „Du“ sich in der Einheit auflösen mögen. Doch es braucht sich nichts erst auflösen, weil es nur Einheit gibt – in der dieses „ich“ und „Du“ nur erscheint, und Trennung spielt…
Der Verstand ist nicht in der Lage – Liebe – zu begreifen, doch er hat viele Vorstellungen von Liebe; und da beginnen schon die Mißverständnisse.: „Ich kann einen anderen glücklich machen. Ich liebe ihn zu wenig. Ich muss beziehungsfähig werden, dann… Ich sollte dies oder das noch lernen, um… Ich sollte anders werden, um…
Der Witz ist, daß Liebe Ist – und du bist Das – (ohne „du“. )
Liebe ist wie ein Fluß, doch scheint dieser Fluß zum Rinnsal zu werde, wenn ein „Ich“, ein Jemand darin auftaucht. –
Hm? – Wenn du weiter lesen magst?.. Oh, ja. Es fühlt sich gut an – einfach zu teilen… Denn kürzlich griffen diese Hände wieder zu einem Brief von einem alten Geliebten und Freund, in dem stand: Liebe Vanessa, ich freue mich mit dir, dass du in deinem Leben Entscheidendes erkennen durftest. – Ich bin auch auf dem Weg zum großen Frieden! Frieden mit mir, mit der Welt und Frieden mit meinem Schöpfer! Heinz Kappes (der Mitbegründer von AA, der Anonymen Alkoholiker in Deutschland) hat gesagt, als ich mich bei ihm beklagte, zu wenig oder nicht geliebt zu werden: Sei -du- Liebe! Darum ist meine Lebensaufgabe – zu lieben – und selbstlos zu lieben. Ich komme aus der Liebe und ich gehe zur Liebe, zur alleinzigen Liebe! Es gäbe noch viel zu sagen! Der Mund sagt’s! Das Herz weis es! Und wie siehst du das? Gute 24 Stunden – Dein alter AA Freund, Alex. ° Und nun die Antwort – Stück für Stück: Hey, hallo Süßer, hallo, geliebter Freund. Danke für deinen Brief, und die Darstellung deiner Sichtweise. Hmm…? In ihm ist für mich eine unbeschreibliche Süße, auch etwas ganz Zartes und – Bitteres. Süß und zart, denn ich nehme da eine große Sehnsucht zu lieben und geliebt zu werden, wahr. Bitter, denn zugleich kommt bei mir eine scheinbare Trennung von der Liebe an. Wie kommt es zu dieser scheinbaren Trennung? – Wenn ich beim Lesen in Gedanken mitging, stieg sofort ein Wunsch auf, der ins scheinbare Außen gerichtet war: ein Wunsch, der in Sehnsucht ging. Und der Glaube stieg auf, es fehle etwas. Hmmm…? Dann schreibst du: Vanessa, du durftest Entscheidendes in „deinem“ Leben erkennen….- Und hier ist ein Lachen, wenn du es so nennen willst; denn der Glaube und die Überzeugung, all die Vorstellungen, dass das, was ich bin, eine separat lebende Person, ein Jemand ist, und somit auch „mein“ Leben, fielen weg – all die Vorstellungen sind einfach in Liebe ertrunken.- Hmmm…? Und nun zu diesem Satz: Sei -du- Liebe. Sei du Liebe, klingt so, als wenn Liebe gerade nicht sei…und dass „Du“ es sein solltest… Doch Liebe sein heißt für mich, einfach lieben, ohne das „Du“ darin. Und, ganz ehrlich? Kann denn ein „Ich“ lieben, unendlich, bedingungslos und unpersönlich? Ist das „Ich“ nicht nur ein „Ich- Gedanke“, der in ihr kommt und geht? Liebe ist ewig, sie wird nicht, sie ist nie verloren gegangen, sie ist das Eine, das als Vieles, als Fülle in Allem erscheint – oder mit deinen Worten: die alleinzige Liebe, Alleins, das heißt: Nichts und Alles zu gleich. Liebe ist bereits – was du bist. Es ist Liebe, die schreibt, Liebe, die liest…Liebe, die in unendlichen Verkleidungen erscheint…Liebe, die Suchen nach der Liebe spielt, und dabei ist sie gedanklich nicht zu fassen, nicht zu begreifen, nicht zu wissen…trotz der vielen Vorstellungen und Bedingungen im Köpfchen, von Liebe. Und will das verstanden werden, so landet das Köpfchen auch hier immer wieder – im Nichtwissen! – Der Verstand gibt einfach zu – im Grunde nichts zu wissen! Und im Nichtwissen gibt es keinen Weg irgendwohin; ja, in dem Moment hat der verzweifelte Kampf, alles wissen und verstehen zu müssen, aufgehört… und da ist Frieden mit Allem – im freien Fall – egal was erscheint. – Es ist so einfach, so klar, zu sehen, dass genau dieses Nichtwissen, Sein – meine und deine Natur ist… und da ist Staunen, einfach sein in unendlicher Geduld von Liebe. Lieben ist keine Aufgabe. Im klaren Sehen, dass Liebe bereits IST – auch jetzt, während du diese Zeilen hier liest – ist das Leben ein spielender Tanz, ein Feiern – von Nichts und Allem, von niemandem, in Liebe. Einfach lieben ist wie ein Wunder und doch so natürlich, wo es im Herzen singt, tanzt, weint und lacht – und zugleich still ist, getragen von unendlicher Geduld. – Es ist wie der klare, sonnendurchflutete Himmel zwischen scheinbar zwei Liebenden.-
In Liebe zu sein – ist die Liebe zum Sein, was ich bin. –
Ein anderer Text: Liebesspiel