Erwachen, was ist das?
(Hinweis: wenn hier: das Ich, oder ein Ich – geschrieben wird, so heißt das: ein Ich, das glaubt, ein Jemand zu sein) Von Erwachen oder Erleuchtung hörte ich bewusst erst mit etwa 43 Jahren. Na ja, von Jesus, schon in der Sonntagsschule. Doch, brr! das löste in mir Rebellion aus. Es erschien mir zu beschwerlich so wie er, werden zu müssen. – Denn da war ja, ganz für mich, ein Geheimnis, das als etwa fünfeinhalb jähriges Kind erfahren wurde. Nun, Erinnerung kann ich das nicht nennen, denn es war eher so, als hätte sich das Erfahrene tief im Unterbewusstsein verankert. Es war eine Todes- nahe Erfahrung: In schwerer Krankheit, als ich von Ärzten, die um mich standen, hörte, dass ich ein hoffnungsloser Fall sei, geschah ein Losgelöstsein vom Körper; ein Gewahrsein – mit Staunen darüber, dass alles vollkommen eins war, durchlässig, wie im tiefen Wasser, das alles zu verbinden schien; ein Zustand von unbeschreiblicher Freiheit, tiefstem Frieden und Licht, Stille, die allem zu Grunde zu liegen schien. – Als ein Arzt sich zu dem zarten Körper setzte und diesen behutsam in den Arm nahm, geschah ein bewusstes Zurückkehren in den Körper. Doch dieses Zurückkehren empfand ich nicht als ein „Ich bin zurückgekehrt“, denn es war kein Irgendwohin geschehen. Es war ein bewusstes Sehen, dass das, was Vanchen genannt wurde nicht der Körper ist. – Hm, ich wollte davon sprechen, doch keiner interessierte sich dafür. So fühlte ich mich damit alleingelassen. Und nicht nur das. Denn es schien ein Naturgesetz zu sein, wenn die Aufmerksamkeit das Zuhause, das Bewusstsein der Stille verlässt, dass anscheinend eine Trennung geschieht. Sicher, wirklich bewusst war mir das als kleines Kind nicht. Ich musste nichts machen, um in Stille zugelangen, denn sie war immer unerwartet von alleine da, und ich war aus ihr heraus einfach natürlich lebendig. Doch die Aufmerksamkeit wurde mehr und mehr in den Verstand gezogen. Und der liebte Dramen oder Tragödien gespickt mit Hellsichtigkeiten und vielen aufeinander folgenden unterschiedlichen Zuständen von Einsein. Hm, Zustände kamen und gingen, und die Sehnsucht wuchs immer mehr, die Sehnsucht nach dem, was bleibt! Hinzu kam die Dualität der Sprache, die unbewusst, wie eine Art Hypnose war, doch sie ließ sich nicht vermeiden. Somit lebte ich ganz normal zwischen Niedrigwahn und Größenwahn, und somit in einer Demütigung nach der anderen. Das Ich im Köpfchen fühlte sich immer kleiner und eingeschrumpelter an. Doch aufgeben wollte es absolut nicht! Ahnungslos besuchte ich ein Seminar von Byron Kati. Ich hatte keine Ahnung worum es ging. Okay, es musste alles übersetzt werden, denn ich sprach kein englisch. Doch nach kurzem Zuhören sah mich Katy an, und ich hörte mir erstaunt zu, wie es aus mir heraus sprach: „Ich suche keine Lehrerin, die auf mich herabschaut, sondern ein Gegenüber…“ und stand dabei auf. Auch Katy stand auf, kam auf mich zu und gab mir einen Kuss auf den Mund. Upps – es war wie der schönste Tanz in meinen Kopf, der ihn kurz leerfegte. Katy fragte: „hast du noch einen Wunsch?“ Ich sah nach, doch da war nur stille Zufriedenheit, die etwa vier Tage anhielt.
Dann schien sich das Ich klamm heimlich wieder groß zu machen – bis zur nächsten Demütigung, wo in Verzweiflung ein Gebt, wie ein Gesang in mir erklang: Bitte lass mich Sehen… So begegnete ich in meinem Herzen Bhagvan, später Osho genannt, und wurde Sannyasin, mit dem Namen Deva Vanessa. Ich liebte jetzt alle möglichen Meditationen. Als unerwartet Ergebenheit geschah. Und ehe das Ich sich versah, fiel es einfach – ins Leere und in Liebe. Im lauten Kopf war es einen Moment ganz still. Das Ich schien gestorben zu sein, doch es stieg in Liebe wieder auf. Was für ein Wunder! Nicht zu fassen! Nun, konnte das Ich nichts anderes als in Ergebenheit Alles zu lieben. Und ohne Ergebenheit erlebte es Wut oder Hass als etwas ganz Neues, das wiederum in Liebe führte. Alles, was geschah, hatte anscheinend eine Ummantelung und mittendrin ein Zentrum. Das war so erstaunlich! Wenn die Aufmerksamkeit bei der Energie im Zentrum war, und dem nur zugeschaut wurde, löste sich alles in Liebe auf. Der Verstand war in dem Geschehen machtlos, was ihm blieb, war Staunen, staunen wie ein kleines Kind. Dennoch fühlte es sich nicht ganz rund an. Etwas schien zu fehlen. Und so war da noch eine unterschwellige Suche, die mich führte. Ha, denn die Suche leugnet, dass das, was sie sucht, da ist. –
Als ich den Namen Samarpan hörte, war ich schon entflammt. Ich war fassungslos vor Staunen, als er mich umarmte, denn es fühlte sich an, als umarte mich eine schier überlaufende Liebe. Und ich sang später aus vollem Herzen: Ich hab die Liebe gesehn, die Liebe in deinen Augen, es ist für mich so wunderschön, meine Liebe in deinen Augen zusehn. Und doch unbewusst betete ich ihn an. Das war, als stehe ich anbetend vor einer Tür ohne einzutreten. Mein Leben wurde immer einfacher. Samarpan lud mich wieder und wieder ein auf seinem Schoß zu sitzen, und der Kopf war leer, ein Gefühl von Einssein in Frieden. Doch auf Korfu geschah etwas anderes. Der Kopf mischte sich ein, und ich weinte, damit er mich weiter im Arm hielt, und auch das reichte nicht aus. Nach dem erst alles, was gesagt wurde einfach nur so in mich Hineinfloß, entstand plötzlich ein Widerstand. Einmal war Offenheit, dann wieder Verschlossenheit. Mit dem Widerstand ging die Aufmerksamkeit in den Kopf, in dem alle möglichen Ticks hoch kamen, um wieder zu herrschen; herrschen in dem Spiel von Vorstellungen. Denn das Ich liebte alle diese Tricks darin, das Berauchen, das Erreichen von Ekstase, Erregung, Kicks, sowie das Abenteuer darin. Denn all das wollte ich mir plötzlich nicht wegnehmen lassen! Ich wollte etwas dazu gewinnen, doch ja nichts verlieren! Ich bemerkte das zum ersten Mal bewusst, doch konnte ich das nicht ändern. Und da war – mir so nahe, wieder diese Hilflosigkeit, die sich nicht abschütteln ließ, obwohl ich sie nicht wollte. Doch genau diese Hilflosigkeit sorgte dafür, dass die Bereitschaft und die Bitte aufstieg: Bitte nimm meinen Kopf! Mir war die Suche gleichgültig geworden, und wenn das Leben es wollte, dass ich mein ganzes Leben zum Satsang ging, so war das auch okay. Doch als es mir nach längerer Zeit, so richtig dreckig ging, wollte ich, dass mit diesem Kopf ganz liebevoll umgegangen wird. Doch es geschah etwas, was den Kopf total kampfunfähig machte. Es war ohne mein Zutun, plötzlich keine Kraft mehr da zu kämpfen, und alles im Kopf war wie zerrissen und fiel in Leere – WOW – Da war Sehen, dass trotz der Leere des Kopfes, dennoch alles von allein geschah, was gebraucht wurde um von Stuttgart nach Esslingen zu fahren, usw. Des Lebens Lebendigkeit bewegte sich ohne das Rad der Gedanken von alleine, wie im Fluss, der einfach dahin fließt. Und einen Tag später war das, was scheinbar so weit weg schien, dieser tiefe Friede, diese unendliche Stille von Einsein, wie im Wasser des Ozeans, wieder da war, (wie es das als Kind erfahren hatte) es gab kein Unten und kein Oben, es gab diesen Körper nicht, aber ein Bewusstsein von Aufstehen, Gehen und weiteren Bewegungen. Und ein lächelndes Staunen, denn es war nie weg gewesen. – Ich kann es nur – Aufwachen oder Verschiebung – nennen. Denn bildlich gesehen war es etwa so: Ich bin entspannt im Bett zu Hause eingeschlafen, und träumte. Ich träumte, dass ich alles, auch mein Zuhause verloren habe. Und dann war da diese Suche, sie war wie ein Alptraum, aus dem ich mit aller Macht aufwachen wollte. Und was für ein Staunen, als im Aufwachen, gesehen wurde, dass das, was ich im Traum als verloren glaubte, hier ist und nie fort war, es war immer schon da; Stille, Nichts, das gleichzeitig als Alles erscheint. Und in der unendlichen Stille, die permanent da ist, gibt es kein „Ich“ – da ist niemand, auch wenn da unerwartet ein Ich erscheinen mag. Hm, und es wurde bemerkt, dass die Illusion von Getrenntsein verschwunden war, und die Suche von scheinbar Vanessa zu ende. – Tage später, fiel mir auf, dass das Sprechen im Mund wie Feuer brannte, und so konnte etwa drei oder vier Monate lang nur das nötigste gesprochen werden. Alles schien sich tiefer und tiefer in Stille zu bewegen. Der Kopf von meinem Lebensgefährten kam damit überhaupt nicht zurecht. Er bekam einen Tobsuchtsanfall, was ich gar nicht von ihm kannte und schrie verzweifelt: „…So kann ich mit dir nicht leben! Nur still sein, das macht mir Angst! Mein Gott, ich will aber mit dir leben!…“ Hm, das wurde tief gehört. Ich bat ihn zum Satsang mit Artur zu gehen. Als er zurück kam, war er beruhigt. Und langsam begann Es wieder zu sprechen, und hielt inne, wenn der Mund ganz leicht zu brennen begann. Mir fiel auf, dass meine Stimme hin und wieder wie ein Schwert war, und dennoch dabei wohlwollend und voller Geduld. Und was für mich überraschend war, dass eine alte Bekannte anrief, und unbedingt zu mir wollte. Hm, und sie brachte nach der nächsten telefonischen Anmeldung Freunde mit. Und als Gabriele kam, die sich auch telefonisch angemeldet hatte, bat erst sie, und dann auch die anderen, um offene Abende, an denen sie ohne Anmeldung kommen konnten. So entstand Satsang, ein Treffen von, Stille und Gesprächen mit Vanessa…einzigartig, so wie jede Erscheinung einzigartig ist, so ist auch jedes Erwachen einzigartig… und die Stille ist auch davon nicht berührt.